Angehörige / rechtliche Betreuer kognitiv Beeinträchtigter gehören gehört! xxxxxxxx
BABdW
Unser Urlaub zu Corona Zeiten war ein voller Erfolg!
​
Wie es so läuft: Anmelden, Corona, Absage, erneute Zusage aber ohne Betreuung. Ein Zwischenbescheid, begleitet von der umfassenden Information zu den rechtlichen Randbedingungen, „ob die Freizeit stattfinden kann, wird der Veranstalter Ihnen mitteilen. Da Ihr Sohn Sascha in einer Einrichtung der Eingliederungshilfe lebt, gelten für ihn bei Rückkehr aus der Freizeit die Regeln zur Wiederaufnahme nach der Allgemeinverfügung. Bei der Wiederaufnahme ist ein Kurzscreening durch die Einrichtung vorgesehen. In Ausnahmefällen, wenn besonders vulnerable (gefährdete) Personen in der Einrichtung leben, kann die Einrichtung für die Wiederaufnahme weitergehende Infektionsschutzmaßnahmen verlangen, wenn die zuständige WTG-Behörde diese genehmigt“.
​
Eine gewisse Spannung was uns erwartet, gab es schon. Sascha war die Spannung auch anzumerken. Samstags war Anreise, das Haus Wiesenthal in Oberwiesenthal und den Fichtelberg ansehen, staunen, Zimmer beziehen, Abendessen und durch Deutschlands höchstgelegene Stadt schlendern. Sonntag zur freien Verfügung! Ab auf den Berg, die anderen Teilnehmer kennenlernen, die Fahrt mit der Dampflok genießen; im offenen Waggon!
Am Abend gab es durch die Veranstalter Ralf Miltenberger und Uwe Sander, vom Bundeswehrsozialwerk, ein Kennenlernen im Teilnehmerkreis sowie eine kurze Einweisung in den Montag und den weiteren Verlauf.
Für die Vermittlung des trockenen Gesetzestextes von BTHG und SGB 9 war Frau Jaqueline Rickmann – von der Bundeswehr- zuständig. Sie schaffte das auf eine lockere Art und Weise. Als Schwerbehindertenbeauftragte brachte sie Beispiele aus dem Leben, die überzeugten. Für weitere Fragen stand sie während ihrer gesamten Anwesenheit bis Mittwochvormittag zur Verfügung.
In der teilnehmenden Gruppe waren vertreten:
-
eine bei ihren Eltern lebende 15-jährige Schülerin
-
eine fast gleichaltrige Schülerin, die von Montag - Freitag in einer internatsähnlichen Einrichtung wohnt
-
ein 42 Jahre alter Bewohner einer Wohneinrichtung
-
ein Gleichaltriger, der in seiner eigenen Wohnung lebt
Der Dienstag begann mit einer Kurzvorstellung von Herrn Dr. Matthias Witt-Brummermann; einem Diplompsychologen. Er begleitete uns die beiden nächsten Tage und auf unseren besonderen Wunsch auch am Nachmittag des 2. Tages. Unseren Austausch von guten und weniger guten Erlebnissen mit unseren beeinträchtigten Kindern begleitete er mit fachkundigen Kommentaren.
Einige Hinweise sind bei mir besonders hängengeblieben:
-
Eine Reihe von Ritualen erspart so manche Lebensqualen.
-
Klare Strukturen für den Alltag schaffen.
-
Grenzen setzen.
-
Sich ständig wiederholende Forderungen auch mal ignorieren können.
Der freie Donnerstag und Freitag führten die Familien zu den unterschiedlichen Höhepunkten der Region, z.B. auch nach Karlsbad in Tschechien. Die Teilnehmer - Beeinträchtigte und wir „Normalbeeinträchtigte“ Begleitungen – erlebten interessante Stunden mit bleibenden Eindrücken. Nicht nur während der gemeinsamen Mahlzeiten, sondern auch am Abend beim gemütlichen Bier wurden Erfahrungen ausgetauscht, interessante Gespräche geführt und die neue Bowling Bahn im Haus getestet.
Zusammenfassend:
Eine gelungene Freizeit / Urlaub in einem gepflegten Haus. Wünsche wurden uns von den Augen abgelesen und ganz besondere Anliegen sofort erfüllt. Nach den anstrengenden Tagen durch Corona - 2 Monate Besuchsverbot, keine Schule, keine Arbeit - fast ein Ausgleich für diese Schwierigkeiten. Den wiederholt vorgetragenen Wunsch einer Teilnehmerin mit einem Heißluftballon mitfahren zu dürfen, lässt mich hoffen, dass dieser "Versuchsballon" durchstartet und die Teilnehmeranzahl wächst.
Der Bereich West des Bundeswehrsozialwerkes hat eine Freizeit aus dem Hut gezaubert, die mehr Teilnehmer verdient.
Reichertshofen, 25.07.2020
Bernd-J. Peters; Mitglied des BABdW